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Nummer 1 / Januar 2003



Bundesverdienstkreuz für Alfred Hausser

"...die Werte des Grundgesetzes überzeugend verwirklicht!"

von Reinhard Hildebrandt

Bereits bei der Feier zum 90. Geburtstag unseres Ehrenvorsitzenden im DGB-Haus in Stuttgart wurden wir von der Nachricht überrascht, daß Bundespräsident Rau dem Vorschlag von Ministerpräsident Teufel entsprochen hat und Alfred Hausser das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik verleihen wird.

Hausser Am 11. November war es soweit. Im vollbesetzten Großen Sitzungssaal des Stuttgarter Rathauses verlieh Oberbürgermeister Schuster Alfred Hausser und drei weiteren verdienten Stuttgarter Bürgern im Rahmen einer Feierstunde das Bundesverdienstkreuz. Wie Oberbürgermeister Schuster in seiner Laudatio ausführte, werden mit der Auszeichnung für Alfred Hausser "seine Leistungen für die Demokratie und sein Engagment in der Aufklärungarbeit über das NS-Regime gewürdigt". Im folgenden skizzierte er den Kampf und das Lebenswerk Alfred Haussers, beginnend mit seinem Engagement im Jugendverband der KPD, der Gewerkschaftsjugend und der Arbeitersportbewegung, den Kampf gegen den Nationalsozialismus, die Arbeit in der Illegalität ab 1933, seine Verhaftung 1934 und sein Weg durch die Zuchthäuser von Ludwigsburg, Hildesheim, Celle und Wolfenbüttel, wo er für die Firma Bosch arbeitet. Daß es dabei um Zwangsarbeit ging, sagte der OB Schuster nicht. Für die Zeit nach 1945 würdigte er Alfred Haussers Arbeit für die VVN. Von 1961 bis 1992 war Alfred Hausser Landesvorsitzender der VVN-BdA Baden-Württemberg, anschließend ihr Ehrenvorsitzender. Insbesondere nannte er die Beratung in Wiedergutmachungsverfahren und sein frühes ehrenamtliches Engagment für ehemalige Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter: "Als 1986 der Europarat in einer Entschließung die Entschädigung ehemaliger Zwangsarbeiter gefordert hatte, gründete Alfred Hausser die "Interessengemeinschaft ehemaliger Zwangsarbeiter unter dem NS-Regime". Als deren Sprecher er bis heute ein Ratgeber der Opfer und wichtiger Gesprächspartner für die Bundesstiftung" ist. Als weiteren Schwerpunkt seines ehrenamtlichen Engagments ging OB Schuster auf "die Erinnerungs- und Aufklärungsarbeit in Schulen und alternativen Stadtrundfahrten zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung in Stuttgart" ein. Sie seien in erster Linie der Anregung Alfred Haussers zu verdanken." Stolz sei er, einen "solchen Zeitzeugen" in seiner Stadt zu haben, der "Hervorragendes" geleistet habe. Für die gute Zuammenarbeit mit dem Stadtarchiv und den Erhalt von Dokumenten, die heute einen wichtigen Quellenbestand für die Erforschung der Geschichte von Verfolgung und Widerstand in den Jahren 1933 bis 1945 bilden, brachte OB Schuster seinen "aufrichtigen Dank" zum Ausdruck. Er schloss seine Rede mit den Worten, dass Alfred Hausser "die Werte des Grundgesetzes und einer demokratischen Gesellschaft überzeugend verwirklicht" habe. In einer kurzen Ansprache bedankte sich Alfred Hausser für die Auszeichnung, die er als Anerkennung für den antifaschistischen Widerstand, im demokratischen Neubeginn nach der Befreiung von Faschismus und Krieg, in der Vermittlung der Erlebnisse und Erfahrungen des Widerstandes an die nachgeborenen Generationen und die Bemühungen für die Wiedergutmachung nationalsozialistischen Unrechts, sowie die Entschädigung der Zwangsarbeiter im In- und Ausland" verstehe. Als Anerkennung für "alle, die ihre Erfahrungen aus Widerstand und Verfolgung in Schulen, Jugendgruppen und anderen Veranstaltungen an die junge Generation weitergegeben haben, immer getragen von dem Wunsch: Nie wieder Faschismus - nie wieder Krieg!". Bei aller Freude über die Auszeichnung bedrücke ihn aber "der Widerspruch zwischen dieser Ehrung, der Anerkennung unserer Leistungen für die politische Kultur dieses Landes, und der Tatsache, dass meine Organisation, die VVN-BdA bis heute vom Verfassungsschutz beobachtet und in seinen jährlichen Berichten als verfassungsfeindlich verdächtigt wird. Ich wünsche mir sehr, daß die heutige Ehrung dazu beiträgt, dass diese Diskriminierung meiner Organisation und der darin aktiven Mitglieder beendet wird" betonte Alfred Hausser unter starkem Applaus und Bravorufen der fast 100 Weggefährten, KameradInnen und GenossInnen. Als persönlichen Dank überreichte er OB Schuster "sein" Buch: "Nur wer sich selbst aufgibt ist verloren - Alfred Hausser zum 90. Geburtstag."
Alfred Hausser bedankt sich bei allen, die sich für diese Ehrung eingesetzt haben.


4.12.2002

Sehr geehrter Herr Bundespräsident,


Sie haben mir "in Anerkennung besonderer Verdienste" das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen. Es wurde mir am 11. November im Stuttgarter Rathaus überreicht.
Für diese Ehrung meiner Arbeit möchte ich mich sehr herzlich bedanken.
Bei der Überreichung des Verdienstordens in Ihrem Auftrag hat Oberbürgermeister Dr. Wolfgang Schuster erklärt, dass mit dieser Auszeichnung meine "Leistungen zum Wohle der Demokratie" und mein "Engagement in der Aufklärungsarbeit über das NS-Regime gewürdigt" werden. Mit meiner Arbeit hätte ich "die Werte des Grundgesetzes und einer demokratischen Gesellschaft überzeugend verwirklicht".
In meiner Dankesrede habe ich darauf verwiesen, dass ich meine ganze Arbeit, die hier gewürdigt wurde, niemals allein leisten konnte, sondern dass meine Organisation - die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten in der Bundesrepublik Deutschland (VVN-BdA) - und deren aktive Mitglieder dazu entscheidend beigetragen haben. Mit der mir verliehenen Auszeichnung wurde so auch ihr Wirken anerkannt und gewürdigt.
Seit Jahrzehnten stehe ich an maßgebender Stelle unserer Organisation und habe deren Politik entscheidend mitgeprägt. Seit mehreren Jahren bin ich nunmehr Ehrenpräsident der VVN-BdA. Um so mehr bedrückt mich der Widerspruch zwischen der Ehrung und Anerkennung unserer Leistungen für die demokratische Gesellschaft einerseits und andererseits der Tatsache, dass meine Organisation, die VVN-BdA noch immer in Verfassungsschutzberichten als verfassungsfeindlich verdächtigt wird.
Ich wünsche mir sehr, dass die Ehrung meiner Person und Arbeit, die nicht von der VVN-BdA zu trennen sind, dazu beitragen möge, dass die Diskriminierung meiner Organisation und deren aktiven Mitglieder endlich beendet wird.
Mit meinem Dank für die Auszeichnung verbinde ich sehr nachdrücklich diesen Wunsch.
Mit vorzüglicher Hochachtung

Alfred Hausser


Bundesverdienstkreuz auch für Silvester Lechner

Den Miteilungen des Doumentationszentrums Oberer Kuhberg Ulm e.V. - KZ Gedenkstätte - entnehmen wir, dass auch der Leiter des DOZ, Dr. Silvester Lechner, das Bundesverdienstkreuz am Bande erhalten hat. In einer festlichen Veranstaltung im Schloss Bellvue in Berlin wurde ihm am 4. Oktober 2002 diese hohe Auszeichnung von Bundespräsident Rau überreicht. Wir gratulieren herzlich!


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