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antifNACHRICHTEN Titelseite
Nummer 1 / Januar 2004



Karlsruhe:

Nationalistischer Qualm trübt den Blick in eine friedliche Zukunft

von HW

Gerd Deumlich, Mitglied des Bundesausschusses der VVN-BdA, sprach bei der diesjährigen Gedenkfeier am 23. 11. am Mahnmal für die Opfer von Faschismus und Krieg und Karin Binder, Regionsvorsitzende des DGB Mittelbaden, am Gedenkstein für die Zwangsarbeiter. Marianne aus Pforzheim ließ mit Stimme und Gitarre den Widerstand scharf und eindringlich in den Sonntagmorgen drängen.
Gerade die jungen Menschen müssen erfahren, wer das waren: die Opfer des Faschismus, sagte Gerd. Und weiter: 20 Millionen Slawen und 6 Millionen Juden waren Opfer der gezielten Barbarei im Namen Deutschlands. Dieselben Feinde der Menschheit, die die Juden im 2. Weltkrieg in die Todesöfen trieben, führten auch das eigene Volk auf die Schlachtbank. Die toten und die überlebenden Widerstandskämpfer sind bis heute das antifaschistische Gewissen in unserem Land. Dann stellte er die aktuelle Frage: Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg, wie steht es heute damit? Deutschland ist wieder Kriegsmacht, ohne dass dafür eine faschistische Diktatur errichtet werden mußte - allerdings mit immer wieder juristisch garantiertem Aufmarschrecht für Neofaschisten. Und mit Degussa, der Firma, die mit der Lieferung von Zyklon B an der Vergasung von Millionen von Menschen verdient hatte, als angesehener Auftragnehmer für die Errichtung des Holocaustmahnmals in Berlin. Grund: machte man die Rolle von Degussa zum Ausschlusskriterium, würde man auch keine andere deutsche Chemiefirma finden, die an der Errichtung des Mahnmals mitarbeiten dürfte.

Wehe, es rührt noch einmal einer an der Urheber- und Nutznießerschaft des deutschen Großkapitals an Faschismus und Krieg!
Da dürfen Antifaschisten nicht nachlassen, die geschichtliche Wahrheit über Faschismus und Krieg zu verfechten, damit die jüngere Generation in dem noch vorherrschenden nationalistischem Qualm über die deutsche Geschichte den richtigen Weg in eine friedliche Zukunft, in eine bessere Welt finden kann.
Karin Binder schloss an: die wahnsinnige Ideologie ist nach Ende des Hitlerfaschismus noch lange nicht aus der Welt geschafft. Rassismus, Antisemitismus, Fremdenfeindlichkeit und Intoleranz sind in unserer Gesellschaft weit verbreitet. Massenarbeitslosigkeit und Armut waren in der Weimarer Republik entscheidender Nährboden für die aufkommende faschistische Ideologie. Weltweit wachsende Armut heute treibt die Menschen wieder in die Arme von Fanatikern. Auch bei uns sehen wir die Zunahme von neuer Armut z.B. bei Krankheit und im Alter. Arbeitslose haben keine Perspektiven für in einer Welt, in der die Reichen immer reicher werden. Die Fehler der Vergangenheit dürfen nicht wiederholt werden. Heute gibt es aber zuviele Menschen, die in entscheidenden Situationen wegschauen. Gedenktage müssen die Erinnerung wachhalten, damit das Wegschauen nicht mehr opportun ist. Wir müssen aktiv dazu beitragen, dass sich Ähnliches nicht wiederholen kann. Wir müssen die Kräfte bündeln und viele Menschen überzeugen, sich gegen diese gesellschaftlichen Entwicklungen zu stellen.

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