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antifNACHRICHTEN Titelseite
Nummer 3 / Juli 2004



Organisierungsansätze der neofaschistischen Szene in Süddeutschland:

Von "fightback" bis Bombenterror

Vortrag von Robert Andreasch auf der LDK (Gekürzt)

Eine Umfrage der Uni Eichstätt unter 5400 SchülerInnen bestätigt eindrucksvoll, welch fruchtbaren Boden neofaschistische Ideologen heute bei Jugendlichen vorfinden: 24% der Befragten fanden Homosexuelle abstoßend, ein Viertel der Schülerinnen und Schüler stimmte der Aussage, "Ausländer nehmen uns die Arbeitsplätze weg" zu, fast ein Drittel war der Meinung, es würden nur negative Seiten des Nationalsozialismus herausgstellt. 11 Prozent meinten, die Juden sind an ihrem Schicksal selbst schuld.

Deutsche Partei (DP) und "Nationale Bündnisse"
Die DP gab es vor Jahrzehnten schon mal, sie saß von 1949 bis 1961 sogar in verschiedenen Landtagen und im Bundestag. Anfang der 90er Jahre wurde sie wieder gegründet, war aber zunächst total belanglos. Das begann sich mit dem Eintritt von Dr. Heiner Kappel, früherer nordrhein-westfälischer FDP-Landtagsabgeordneter, nach seinem Austritt aus der FDP Vorsitzender des "Bundes freier Bürger" zu ändern. Heiner Kappel, der als FDP-Landtagsabgeordneter dem ultrarechten sogenannten "Stahlhelm-Flügel" um den Ex-Generalstaatsanwalt Alexander von Stahl angehörte, ist Bundesvorsitzender der DP. Auch in Baden-Württemberg existiert inzwischen ein Landesverband der DP. Die DP ist zwar eine kleine Partei mit wenigen Mitgliedern, aber sie hat enormen Einfluss auf die Neonaziszene in alle Spektren hinein und sie hat ausdrücklich betont, daß sie mit der NPD zusammenarbeitet. Die DP rühmt sich der Zuarbeit durch Mechtersheimers Deutschlandbewegung, sowie DVU und Deutsche Konservative. Die DP betreibt eine enge Zusammenarbeit mit NPD und DVU, sie gründet sogenannte Nationale Bündnisse gemeinsam mit Rep-Resten, DVU, NPD mit. In Dresden rechnet sich das Bündnis Kommunalwahlchancen aus. (Zurecht: Das "Nationale Bündnis" erreichte in Dresden rund vier Prozent und drei Sitze im Stadtrat. E.G.). Ziel ist die Bündelung ultrarechter Kräfte nach dem Vorbild des Augsburger Bündnisses Nationale Opposition. Dort arbeiten Reps, NPD, DVU zusammen. Solche Bündnisse sollen überall und bundesweit entstehen. Zentraler Kopf des Augusburger Nationalen Bündnisses ist Roland Wuttke. Ziel ist laut einem Pamphlet aus dem Jahr 2002 die Zusammenarbeit aller rechten Kräfte zu bündeln und die Zerstrittenheit auf unterster Zellenebene zu überwinden. Wuttke hat sich auch die gar nicht so nach Neonazi klingende Organisation "Demokratie Direkt" einfallen lassen. Dieses Bündnis existiert vorläufig nur im Raum München. Ein neutraler Namen, der nicht sofort als Neonazisammlungsbewegung auffällt. Tatsächlich greift "Demokratie Direkt" nicht nur ins Neonazi-Spektrum sondern darüber hinaus auch ins rechtskonservative Spektrum hinein. So ist einer der bekanntesten "Demokratie Direkt"-Macher der frühere CSU-Kreispressesprecher Thomas F. Fischer aus München. Auch über "Demokratie Direkt" gibt es Verbindungen zur DP. So fand eine gemeinsame Tagung von Demokratie Direkt, Nationale Opposition Augsburg, Nationales Bündnis Dresden, in Fürstenfeldbruck statt.

Bewegung deutsche Volksgemeinschaft (BDVG)
Die BDVG hieß zunächst "Bildungswerk Deutsche Volksgemeinschaft" und wurde 1999 von ehemals hochrangigen NPD-Funktionären gegründet, die wegen eines Zerwürfnisses innerhalb der NPD wegen der Aufnahme von Safet Babic, Sohn bosnischer Eltern und dessen Aufnahme in die Wahlliste der NPD zum Europaparlament, aus der NPD ausgeschlossen worden waren bzw. ausgetreten sind. Ab dem Jahr 2000 trat die "Bewegung deutsche Voksgemeinschaft" mit Vortrags- und Informationsveranstaltungen vor allem im Südwesten Deutschlands in Erscheinung. Ende 2000 wechselte der Bundessitz der damals 100 Mitglieder starken BDVG aus Eschweiler nach Heilbronn und damit in die Nähe des Wohnsitzes von Lars Käppler, dem derzeitigen Vorsitzenden der BDVG. Strukturen existieren außerhalb Baden-Württembergs in der Südpfalz, Sachsen, Brandenburg. In Baden-Württemberg gibt es Verbände in Heilbronn, Aalen, dem Neckarraum. Käppler ist auch Domaininhaber der Website "volksgemeinschaft. org", zusammen mit Ralf Brunner und Michael Weber. Die BDVG unterhält eine aufwändig gestaltete Zeitschrift "Volk in Bewegung Organ des nationalen Aufbruchs". Eine Zeitschrift ohne moderne Einflüsse, strenge deutsche Traditionen, altmodisch das Ganze gehalten, trotzdem leider nicht ohne Zulauf. Skins aus Ba-wü schließen sich BDVG an. Inzwischen wurde eine neue Organisationsformation gegründet, die sogenannte "Plattform neue Ordnung". Als BDVG-Vorfeldorganisation ist die "Bundesweite Aktion Junge Deutsche" aktiv. Ihr Ziel ist die Beeinflussung von Schülerzeitungen und SMV-Gremien. Die Jugendorganisation unterhält eine Homepage "deutsche Jugend wacht", so heißt auch die Jugendorganisation der deutschen Partei. Die DP und BDVG halten Kontakt untereinander. Am 5.6. fand neben dem geplanten Aufmarsch auch eine Veranstaltung zur Gründung der Plattform neue Ordnung mit Frank Rennicke und Lars Käppler statt.

Nazis im Links-Look
Nicht alle Nazis kommen so altmodisch nazistisch daher, wie die BDVG. Einige tragen auch Che-Guevara Shirts oder Palästinensertuch. Dahinter steckt der Versuch, ehemals linke oder alternative Symbole von rechts zu besetzen und das Bemühen, nicht von vornherein eindeutig bestimmbar zu sein, um an noch mehr Jugendliche heranzukommen. Diese Umcodierung ermöglicht rechts stehenden Jugendlichen, die aber keine Lust darauf hatten, Skinhead zu werden - allein schon wegen der Klamotten - da mitzumachen. Es ist zu befürchten, daß Neonazis dadurch erheblichen Zulauf gewinnen können. Es gibt natürlich Neonazis, die können damit nichts anfangen, die würden gegen solche Leute körperlich vorgehen, wenn sie sie so auf der Straße sehen würden. Allerdings erkennen auch Neonazis, daß sie, wenn sie an noch größere Teile der deutschen Jugend herankommen wollen, etwas ändern müssen an ihrem Auftreten. Und das ist inzwischen ein klares Konzept.

autonome Nationalisten Karlsruhe
Eine Kameradschaft aus Süddeutschland hat sich extra gegründet, um diesen neue Stil in die Kameradschaftszene zu tragen und das sind die sogenannten autonomen Nationalisten Karlsruhe, die auch mit der BDVG zusammenarbeiten. Aber das ist nicht nur eine Änderung im stilistischen Auftreten, das hat nicht nur mit Mode und Musikgeschmack was zu tun, die lassen auch mal die bekannte Linksrockband "Ton, Steine, Scherben", also klassische linke Gruppen auf ihren Veranstaltungen laufen, sondern das ist auch eine inhaltliche Frage. Die wollen tatsächlich weg von ihren Neonazi-Themen und auch dort Politik machen, wo es die Linke immer noch schafft, Erfolge zu erringen. Das betrifft auch solche Ereignisse, wie die Großdemo am 3.4.2004, wo in Deutschland 500 000 Leute gegen Sozialabbau auf die Straße gingen. Da wollen Neonazis nicht mehr hinten anstehen. Tatsächlich konnten dort die Neonazis der autonomen Antifa Karlsruhe und der Mannheimer Kameradschaft eine ganze Strecke auf der Demo in Stuttgart zwischen Gewerkschaftsfahnen mit ihrem Transparent "Volksgemeinschaft statt BRD-Abzocke" mitlaufen. Der inhaltliche Plan, der dahinte steckt, läßt sich auf den von ihnen selbst formulierten kurzen Nenner bringen: "Raus aus der Subkultur, hinein ins Volk". Ich möchte alle darauf aufmerksam machen, da in Zukunft besser hinzugucken. Es haben auch ein paar Leute gemerkt in Stuttgart, da muß ich die große Demo in Schutz nehmen, aber es wurde nicht konsequent genug dagegen vorgegangen.

Organisation ohne Organisation: Freie Kameradschaften
Mitte der 90er Jahre, nach den Pogromen und unzähligen Anschlägen auf AusländerInnen und Emmigranten, Linke, Behinderte, gab es ja auch einige Verbote und Repressalien seitens des Staates gegen sich parteiförmige organisierende Nazis, wie die Nationale Offensive, FAP, Nationaler Block etc. Also mußte ein neues Organisierungsmodell her, das nicht so angreifbar ist. Die bewußte Gründung von Kameradschaften erfolgte dann Ende der 90er Jahre. Heute gibt es 170 Kameradschaften. Stärke dieses Modells ist, daß man eine Organisation ohne Organisation hat, wie es immer genannt wird. Kein Mitgliedsausweis, keine klare Parteilinie, man muß nicht auf Reputation gedacht sein. Die Kameradschaften ermöglichen den Jugendlichen das Zusammen-Bier-Trinken, Rechtsrockkonzerte hören, Veranstaltungen, Aufmärsche, etc. Alle die das Parteileben genervt hat, finden diese neue Form der Organisierung gut. In Baden-Württemberg gibt es erstaunlich viele solcher Kameradschaften. Ich habe nur mal aufgeschrieben, was in den letzten Monaten öffentlich an Kameradschaften aufgetreten ist: Sturm Baden, Kameradschaft Karlsruhe, Autonome Nationalisten Karlsruhe, der Nationale Widerstand Rastatt, die freien Nationalisten Stuttgart, Die Kameradschaft Backnang, die freie Kameradschaft Bodensee, Freie Kräfte Ostalb, der Widerstand Schwaben aus dem Raum Eningen, Laupheim und Biberach, die Kameradschaft Schwarzwald-Baar, Furchtlos und Treu, eine Organisation, die aus der verbotenen Skinheadgruppe "Blood and Honor" stammt, schwarze Division Germanien....

Anti-Antifa-Arbeit der Naziszene
Das bedeutet, daß politische GegnerInnen ausgespäht, ihre Daten gesammelt werden und dann veröfentlicht werden mit unzweideutigen Aufrufen, gegen sie körperlich oder materiell vorzugehen. Die Autonome Kameradschaft Karlsruhe gab einen Flyer heraus mit dem Aufruf "Anti-Antifa organisieren". Dies wird immer mehr Thema in der Kameradschaftsszene. Bei jeder Neonazidemo die die Kameradschaftsszene organisiert, gibt es mindestens ein Transparent "Kampf der Antifa". Im Rahmen der Fränkischen Aktionsfront Nürnberg gab es auch eine Anti-Antifa Nürnberg, die reihenweise GewerkschafterInnen, LehrerInnen, JournalistInnen, im Internet geoutet und Infos gesammelt haben. Und bei vielen dieser Leute tatsächlich etwas passiert, es wurden Scheiben eingeworfen, Auto kaputtgemacht, auch Personen tätlich angegriffen und ähnliches mehr. Die Fränkische Aktionsfront hat jahrelang viele Neonazisveranstaltungen im ganzen Bundesgebiet beispielsweise durch technische Hilfestellungen, Stellung eines Lautsprecherwagens etc. ermöglicht. Inzwischen wurde sie vom bayerischen Innenminister Beckstein "wegen absoluter Wesensgleichheit mit dem Nationalsozialismus in ihrer aggressiven Propaganda" verboten.

Kameradschaft Karlsruhe
Sie existiert seit 1993 und ist damit die älteste Kameradschaft Baden-Württembergs. Sie sind politisch ziemlich aktiv und haben auch eine gut besuchte Internetseite. Mindestens einer ihrer Gründer war ein Mitarbeiter des Landeskriminalamts, der im Auftrag des LKA diese Gruppe mit aufgebaut hat. Später hat er sich dann selbst enttarnt, als er sich beim gemeinsamen Besäufnis nicht mehr im Griff hatte. Zeitweise konnten bis zu 50 Personen dieser Kameradschaft Karlsruhe zugerechnet werden. Heute besteht der harte Kern aus weit weniger Personen, allerdings gibt es jetzt im ganzen Umfeld eigenen Gruppierungen, die alle mobilisierbar sind und es schaffen, 100 Leute zu Konzerten, Vortragsveranstaltungen, Rechtsschulungen, Sonnwendfeiern zu mobilisieren. Die Kameradschaft Karlsruhe hat sich neue Themen gesucht und versucht, sich an die Gruppe die für den Erhalt des Karlsruher Projekts Ex-Steffi eintritt, anzuhängen. Sie rufen zum Kampf um nationale Zentren auf. Damit soll quasi die Politik der autonomen Szene von rechts kopiert werden, u.a. unter dem Motto: Jugend braucht Raum, nationale Zentren erkämpfen.

Kameradschaftsszene: straff organisiert und vernetzt
Der "Verfassungsschutz" würde meine Aussage, daß es sich bei den Freien Kameradschaften Organisationsform handelt, die geschaffen wurde, um weniger angreifbar zu sein, sicher unterstützen, das ist ihnen nämlich immer sehr wichtig. Sie sagen, damit entziehen sie sich der staatlichen Repression, sie seien ja so wahnsinnig unabhängig voneinander, da würde jeder selber entscheiden können was sie machen, das ist aber völliger Quatsch. Niemand ist so straff organisiert, wirklich organisiert, wie die Neonazikameradschaften in der Bundesrepublik. Denen gelingt es beispielsweise, in Wunsiedel 3500 Leute aufzufahren, für Hitler-Stellvertreter Rudolf Hess, denen gelingt es, Demonstrationen in Berlin auf die Straße zu setzen, denen gelingt Woche für Woche die konspirative Organisierung von Neonazikonzerten in der Bundesrepublik, was fast ein Schwerpunkt ist. Die sind hochorganisiert, und hängen alle trotz Rivalitäten zusammen. Es gibt überregionale Organisierungen solcher Kameradschaften, das sind die sogenannten Aktionsbüros. Im Einzelfall heißen die schon mal ein bißchen anders. Im Aktionsbüro Rhein-Neckar z.B. organisieren sich folgende Gruppen: Kameradschaft Bergstraße, neues Mannheim, Kameradschaft Hockenheim-Schwetzingen und BDVG und die jungen Deutschen Rhein-Neckar, Kameradschaft Ludwigshafen und Kameradschaft Vorderpfalz. Diese ganzen Aktionsbüros stehen untereinander in Kontakt. Sie sind aufgegliedert in Aktionsbüro Nord, Thüringen, Mitte, Aktionsbüro Saar. Es gibt noch eine ganze Reihe anderer, die voll aktiv sind, z.B. das Aktionsbüro Süddeutschland, dem der Bombenleger Martin Wiese entstammt.
Kameradschaften sind, weil sie ein anderes Organisierungsmodell vertreten, nicht immer spinnefeind mit der NPD und anderen Parteien. Der Nazi-Führer Christian Worch, hält die NPD zwar für einen großen Feind, aber andere sehen es anders. Die Kameradschaften halten jede Menge Kontakte zur NPD, es gibt einfach Personen, die sind sowohl im Kameradschaftsspektrum als auch bei der NPD hoch angesehen.

Nazi-Musik und Klamotten
Wie schaffen es nun die Neonazis derartige Wirkungen zu erzeugen und tatsächlich immer noch Nachwuchs zu gewinnen, größer zu werden, mehr zu werden, noch mehr Aktionen durchzuführen? Kameradschaften können mehr an das kulturelle vorpolitische Umfeld von Jugendlichen herangehen. Es gibt in Baden-Würtemberg einen Haufen von Neonazibands, ein paar will ich aufführen. Da gibt es die Band "Propaganda" aus Balingen. Sie treten meist anonym auf, das ist auch ratsam, denn ihre Texte sind absolut ekligst. Oder die dienstälteste Neonaziband in Baden-Württemberg "Noie Werte". Sänger ist der Reutlinger Rechtsanwalt Steffen Hammer. Er ist auch Besitzer eines der ältesten Deutschen Neonazis-Labels. Oder die bundesweite Musikzeitschrift für Jugendliche, Rock Nord, das sogenannte Bravo von rechts, das ist ein Vierfarbmagazin, in dem auf einem etwas niedrigerem Level, also nicht ganz so hardcore, Jugendlichen faschistisches Gedankengut eingeimpft werden soll. Hat eine Auflage von 100 Exemplaren und der Verlag plant immer noch den Gang an die Kioske damit. Der absolute Hit und absolute Renner in der Neonazi-Szene ist die CD "Die weiße Rasse wird gewinnen", die machen keinen klassischen Skinhead-Rock, sondern einen musikalisch einigermaßenen hörbaren Hardrock-Stil, zum anderen haben sie auf sich aufmerksam gemacht, weil sie wirklich gar keinerlei Tabus und keine Grenzen kennen. Weder das deutsche Strafrechts, noch irgend eine Schamgrenze, wenn sie ihre CDs mit Nazisymbolen verzieren. Die Lieder sind dann auch entsprechend. Rechtsrock wäre aber ein Vortragsabend für sich. Das ist mittlerweile ein Millionenmarkt geworden und von dem viele Leute aus der Neonazisszene davon profitieren wollen. Es ist aber tatsächlich die politische Methode, direkt und auf leichte Weise über Musik und Event-Angebote an Jugendliche heranzukommen. Es gibt Versände, die bekanntesten Baden-Württembergischen Versände sind Oneline Shopversand aus Sinsheim, Skrewdriver 88 Versand, oder auch Wagner Record-Versand des Hartmut Calmus aus Karlsruhe. Man kann annehmen, daß ein nicht geringer Teil der Einnahmen der Karlsruher Neonazisszene zufließt. Mindestens 15 Konzerte finden allein in Baden-Württemberg pro Jahr statt. Baden-Württembergische Neonazis gehen zu konspirativen Konzerten aber auch gerne in die Schweiz, nach Vorarlberg oder ins benachbarte Elsaß, weil sie dort noch weniger Polizeirepression befürchten müssen.
Kameradschaften scheinen derzeit auch für Frauen attraktiv zu sein. Nicht mehr nur so als Anhängsel, Freundin von Skinhead XY, sondern auch eigenständig. Nicht nur innerhalb der Neonaziszene gewisse Trends zu setzen, sondern der Wunsch gesamtgesellschaftlich relevant zu sein, ist hier bestimmend. Davon sind natürlich noch relativ weit entfernt, aber mit ein paar Sachen schaffen sie das schon. Ein Beispiel ist die Klamottenmarke Thor-Steiner. Steiner ist eine von den Neonazis erfundene Klamottenmarke, also nicht eine besetzte, wie Lonsdale wo sie irgendwann mal entschieden haben, das ist unsere Marke. (Weil beim Lonsdale-T-Shirt, wenn man ein Hemd offen darüber trägt, nur die Buchstabenfolge NSDA zu lesen ist). Auf Thor Steiner hat die Kameradschaft aus Königswusterhausen das Patent eintragen lassen und vertreibt es seit Jahren. Jetzt ist die Marke allerdings so populär geworden, daß sie in der Bundesrepublik in vielen hundert Gerschäften auch außerhalb der Neonaziszene geht. Das Geld fließt komplett in die Arbeit deutscher Neonazis. Es gibt ein Riesenangebot solcher Klamotten und Accessoires. Die Kameradschaftsszene muss als das erkannt werden, was sie ist: ein militantes Netzwerk von Gesinnungsgenossen, das aus politischen Motiven nicht vor kriminellen Aktionen zurückschreckt. Dies belegen eindrucksvoll die Terroristen und Bombenleger von München um den verhafteten Kameradschaftsführer Martin Wiese.

*Tonträgerabschrift und Bearbeitung Elke Günther

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