VVN-Logo VVN-BdA Baden-Württemberg, Böblinger Strasse 195, D-70199 Stuttgart / Tel. 0711/603237 Fax 600718 26.06.2004
antifNACHRICHTEN Titelseite
Nummer 3 / Juli 2004



Bewegung Deutsche Volksgemeinschaft:

"Verfolgte Holocaust-Leugner"

von Janka Kluge

Von der antifaschistischen Öffentlichkeit unbemerkt, ist es der neofaschistischen Bewegung Deutsche Volksgemeinschaft (BDVG) gelungen, am Pfingstsonntag ein Treffen in Stuttgart abzuhalten.

Laut Angaben des in Neckarwestheim lebenden Bundesvorsitzenden der "Volksgemeinschaft" Lars Käppler nahmen an dem Treffen in der Untertürkheimer Sängerhalle 365 Menschen teil. Auf der Veranstaltung traten neben anderen der 80-jährige Österreicher Herbert Schweiger und der Schweizer Bernhard Schaub als Gastredner auf. Beide Gastredner sind bekennende Nazis. Herbert Schweiger, war als Referent schon bei der inzwischen verbotenen Nationalen Front (NF) äußerst beliebt. Er ist ein in Österreich wegen "Wiederbetätigung" verurteilter notorischer Altnazi, ehemals Mitglied der Leibstandarte Adolf Hitler. Der Holocaust-Leugner Bernhard Schaub ist Vorsitzender des am 9.11.2003 gegründeten "Vereins zur Rehabilitierung der wegen Bestreitens des Holocaust Verfolgten". Bereits eine Woche vor dem Treffen hatte Käppler dem Stuttgarter Ausländeramt mitgeteilt, daß er durch alle Instanzen gehen werde, falls die Behörde die Einreise der beiden ausländischen Rechten unterbinden wolle.

Einreiseverbot scheitert vor Gericht
Bei Veranstaltungen der BDVG in Freiburg und Leipzig, bei denen Schweiger und Schaub ebenfalls sprechen sollten, hatten die Stadtverwaltungen das Rede- und Auftrittsverbot so spät ausgesprochen, daß die Nazis keine Chance hatten dagegen vorzugehen. Wahrscheinlich ist das Stuttgarter Ausländeramt erst durch Käpplers Schreiben auf die Idee gekommen, ebenfalls gegen den Auftritt der beiden vorzugehen. Gegen den Versuch des Ausländeramtes, die Einreise der beiden Naziredner zu verhindern, klagte Lars Käppler umgehend vor dem Verwaltungsgericht Stuttgart und bekam in einer Eilentscheidung recht. Da es sich in Stuttgart, im Unterschied zu den öffentlichen Veranstaltungen in Freiburg und Leipzig um eine Saalveranstaltung handele, habe die Stadt keinerlei Möglichkeit, die Auftritte der beiden ausländischen Nazis zu verhindern. Die "Bewegung Deutsche Volksgemeinschaft" wurde am 5. Juni 1999 in Eschweiler-Dürwiß bei Aachen gegründet. Ausschlaggebend für die Gründung war ein Richtungsstreit innerhalb der Jugendorganisation NPD, den Jungen Nationaldemokraten (JN) bei dem es die Aufnahme von Safet Babic, Sohn bosnischer Einwanderer in die Partei und um angebliche finanzielle Unregelmäßigkeiten in fünfstelliger Höhe ging. Die NPD schloß die sogenannten Spalter aus der Partei aus.

Selbst der NPD zu rechts
Die gefeuerten Vorsitzenden der JN, Lars Käppler aus Baden-Württemberg, Achim Ezer aus Nordrhein-Westfalen und Oliver Händel, der sowohl den Vorsitz der sächsischen JN inne hatte, als auch Bundesgeschäftsführer war, gelang es nur einen kleinen Teil der Mitglieder zum Austritt zu bewegen. Um sich erstmals zu festigen gründeten die Ausschlossenen zunächst das "Bildungswerk Deutsche Volksgemeinschaft". Sie organisierter in erster Linie Vorträge in Süddeutschland. Ein Jahr später, im Jahr 2000, wurde die Organisation in "Bewegung Deutsche Volksgemeinschaft" umbenannt. Ende 2000 wurde dann die Geschäftstelle der 100 Mitglieder zählenden Organisation von Eschweiler nach Heilbronn verlegt. Achim Ezer ist inzwischen nicht mehr für die BDVG tätig.

Dachorganisation für harte Nazis
Anlaß des Treffens in Stuttgart war zum einen der achtzigste Geburtstag des Altnazis Herbert Schwaiger, zum anderen die Gründung der Dachorganisation "Plattform Neue Ordnung". Dieser Plattform schlossen sich dann auch die anwesenden Vertreter der Thüringer "Bewegung Neue Ordnung" zusammen mit der BDVG an.
Ihren Schwerpunkt in Süddeutschland sieht die BDVG in Schwäbisch Hall. Dort hatten die Neonazis in den letzten Monaten immer wieder zu Demonstrationen aufgerufen. Ziel ist nach Angaben von Lars Käppler aus Schwäbisch Hall ein neues Leipzig zu machen. Also so lange in der Stadt zu demonstrieren und Aktionen durchzuführen, bis das öffentliche Klima kippt und sich niemand mehr an der Anwesenheit der Nazis stört. Ein wichtiger Schritt dabei soll der Kampf gegen den Club Alpha sein. In einer im Internet veröffentlichten Erklärung beschreibt Lars Käppler sein Konzept: "Wir werden damit starten, der Monopolpresse und der veröffentlichten linken Meinung den öffentlichen Raum streitig zu machen. (...) Kontinuierlich führen wir Verteilaktionen mit erstklassigem Propagandamaterial durch.

Bis das Klima kippt...
Wir werden bei den Deutschen, die es noch sein wollen, um Rückhalt kämpfen. Mit weiteren Maßnahmen, vor allem im sozialen Bereich, sorgen wir für ein mögliches und erreichbares Maß an Sympathie beim "kleinen Mann" und der "kleinen Frau", bei den einfachen Leuten, denen hier die Existenzgrundlagen geraubt und ihrer eigenen Heimat entfremdet werden." Die BDVG hat inzwischen Unterstützung des Hamburger Neonazi-Führers Christian Worch bekommen. Worch gilt bundesweit als strategischer Kopf hinter den Aufmärschen der neonazistischen Kameradschaften. Er war es wohl auch, der Käppler den Tip gab, daß es juristisch möglich ist, Demonstrationen auf einen unbegrenzten Zeitraum anzumelden. Käppler setzte es sofort um und meldete für die nächsten 50 Jahre (!) Demonstrationen am 1. Mai in Schwäbisch Hall an. Die nächste Naziaktion, zu der bundesweit mobilisiert werden soll, ist für den 11. September geplant. Schon jetzt ist klar, daß die BDVG an dem Tag gegen die muslimische Bevölkerung von Schwäbisch Hall hetzten wird.
Die Nazis haben sich Schwäbisch Hall ausgesucht. Lassen wir die Bevölkerung im Kampf gegen die Nazis nicht allein.

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