VVN-Logo VVN-BdA Baden-Württemberg, Böblinger Strasse 195, D-70199 Stuttgart / Tel. 0711/603237 Fax 600718 01.02.2005
antifNACHRICHTEN Titelseite
Nummer 1 / Januar 2005



Die muslimische Gefahr?

Mult-Kulti wurde noch gar nicht versucht

von Janka Kluge

enn man der Berichterstattung in den Medien glauben will, bahnt sich ein Krieg in den deutschen Städten an. Die Horror-Szenarien sind immer ähnlich: Banden muslimischer Jugendlicher ziehen brandschatzend und raubend durch die Straßen. In vielen Talkshows und in den Feuilletons bundesdeutscher Zeitungen wird die Frage diskutiert, ob die mulitikulturelle Gesellschaft versagt habe. Politiker der CDU fordern einen Verfassungspatriotismus und fachen damit eine neue Nationaldebatte an. Es soll in der Zukunft nicht mehr genügen, daß Menschen, die verfolgt werden, Asyl bekommen, sie sollen möglichst noch die deutsche Nationalhymne singen können und vor allen Dingen christlich sein.
Seit dem Mord an dem niederländischen Filmemacher Van Gogh hat sich in den deutschen Medien eine Islamfeindlichkeit und Angstmacherei breitgemacht, die es in dieser Form noch nicht gegeben hat. Nach Angaben des statistischen Amts leben 3,2 Millionen Muslime in Deutschland. Damit machen sie weniger ein Fünftel der christlichen Bevölkerung aus. Seitdem Gastarbeiter aus der Türkei nach Deutschland kamen, nahm die Zahl der Muslime sprunghaft zu. Sie kamen um hier zu arbeiten und Geld zu verdienen und brachten dabei ihren Glauben mit. Es hat die deutsche Öffentlichkeit nie interessiert, daß sie über viele Jahren ihren Glauben nur in kleinen Hinterzimmern praktizieren konnten. Erst später, als sich abzeichnete, daß der Traum von der schnellen Rückkehr sich doch nicht so schnell verwirklichen ließ, entstanden die ersten größeren Moscheen in Deutschland. Sie waren in alten leer stehenden Fabriken und oftmals in Hinterhöfen untergebracht. Parallel zu dieser Entwicklung holten viele der türkischen Immigranten ihre Familien nach Deutschland nach. Diese Zusammenführung wurde von der Regierung gefördert. Niemand kümmerte sich darum, was mit den Ehefrauen und Kindern passiert, nachdem sie in Deutschland waren. Es entstanden in einigen Städten Viertel, die deutliche Anzeichen einer Parallelgesellschaft bildeten. Obwohl diese Entwickung nichts mit einer multikulturellen Entwicklung zu tun hat, wurde sie oft so bezeichnete. Multikulti bezeichnet das friedliche Miteinander von Menschen unterschiedlicher Herkunft und nicht monoethische Ghettobildung. Multikulti ist nicht, wie uns viele jetzt weißmachen wollen, gescheitert, sondern nie richtig versucht worden.
Eine verschwindend geringe Anzahl der in Deutschland lebenden Muslime sind Islamisten. Sie erkennt man nicht daran, daß sie streng gläubig sind, sondern daran, daß sie die Trennung von Religion und Staat, wie es in der Türkei seit der kemalistischen Revolution der Fall ist, ablehnen. Anstelle einer Demokratie propagieren sie das Kalifat, einen Gottesstaat, der einer klerikalen Diktatur entspricht. Die Gesetze sollen durch die Scharia ersetzt werden. Das sind einige der Merkmale, an denen sie zu erkennen sind. Solche Islamisten sind meiner Meinung nach ähnlich gefährlich wie Neonazis und Dritte-Reich-Nostalgiker. Wir müssen sie genauso bekämpfen. Die überwiegende Mehrzahl der in Deutschland lebenden Muslime anerkennt die Gesetze des Landes. Sie wollen hier arbeiten und leben ohne unter den Generalverdacht zu geraten, schlafende Selbstmordattentäter zu sein.
Hinzu kommt, daß uns von der Presse die Meinung aufgedrängt wird, daß es sich bei den Muslimen um eine in sich geschlossene Gruppe handelt. Nicht gesehen wird, daß es unterschiedliche Glaubensrichtungen innerhalb des Islams gibt, die so verfeindet sind, daß sie sich teilweise nicht einmal zusammen an einen Tisch setzen. Die populistische Forderung, daß sich die Muslime in Deutschland vom islamistischen Terror distanzieren sollen, läuft also in dieser Richtung in die Leere. Obwohl mehrere muslimische Vereinigungen dies immer wieder, auch ohne extra dazu aufgefordert zu werden, getan haben, war das den Medien keine Meldung wert. Erst nachdem in Köln über zwanzigtausend Muslime gegen Terror demonstriert haben, berichtete die Presse darüber. Unsere Aufgabe als AntifaschistInnen muß in dieser Situation sein, daß wir uns hinter die muslimische Bevölkerung stellen und sie vor rassistischen Angriffen schützen.

VVN-Logo http://www.vvn.telebus.de © 2005 J. Kaiser