VVN-Logo VVN-BdA Baden-Württemberg, Böblinger Strasse 195, D-70199 Stuttgart / Tel. 0711/603237 Fax 600718 02.05.2005
antifNACHRICHTEN Titelseite
Nummer 2 / Mai 2005



Demonstration gegen Nazizentrum in Hohenlohe:

Nie wieder Volksgemeinschaft!

LV

Fast 2000 AntifaschistInnen demonstrierten am 9. April in Hohenberg um ein vermutlich dort von der "Bewegung deutsche Volksgemeinschaft" (BdVG) geplantes Nazizentrum zu verhindern.

In Hohenberg, Gemeinde Rosenberg zwischen Ellwangen und Schwäbisch Hall auf der Ostalb gelegen, hat der österreichische Nazi Andreas Thierry einen leerstehenden alten Landgasthof, das "Goldene Kreuz" erworben. Thierry ist wegen einschlägiger Straftaten in Österreich vorbestraft. Der seit Jahren aktive Faschist, ist NPD-Funktionär und unterhält auch gute Kontakte zur BdVG. Thierry will den ehemaligen Gasthof, der inmitten des kleinen Ortes Hohenberg liegt, angeblich als Versandbüro für von der BdVG herausgegebene Schriften nutzen. Es ist jedoch zu befürchten, daß das "Goldenen Kreuz" zum überregionalen Nazitreff und "Bildungszentrum" werden soll.
Die BewohnerInnen, Gemeinderäte und Bürgermeister wehren sich gegen die Nazieinrichtung. Bereits am 7. April protestierten rund 500 BürgerInnen der 2650-Einwohner-Gemeinde gegen die geplante Zumutung eines Nazizentrums im Ortskern.. Auch an der Kundgebung und Demonstration am 9. April, zu der ein breites Aktionsbündnis bestehend aus Antifa-Gruppen, Parteien, Gewerkschaften, Friedensbewegung, AWO, Initiative KZ-Gedenkstätte Hessental und VVN-BdA aufgerufen hatte, nahmen zahlreiche EinwohnerInnen Hohenberg-Rosenbergs teil. Der Resistance-Kämpfer und Sprecher der VVN-BdA-Bundesvereinigung Peter Gingold beschwor das Erbe des unendlich opferreichen Kampfes gegen die Nazibarbarei. Millionen Menschen haben ihr Leben dafür geopfert, daß der Faschismus in die Knie gezwungen werden konnte. Niemals hätten sich die am 8. Mai 1945 befreiten KZ-Häftlinge und Naziopfer vorstellen können, daß nach dem größten Verbrechen der Menschheitsgeschichte, dem Mord an sechs Millionen Menschen, dem verbrecherischen Raubkrieg der Nazis, mit mehr als 50 Millionen Toten, Faschisten in Deutschland wieder in Parlamenten einziehen können und auf der Straße mit Billigung von Gerichten und unter dem Schutz der Polizei ihre Hetzparolen verbreiten können, während Antifaschisten kriminalisiert werden. Unter großem Beifall rief Peter Gingold dazu auf, niemals zuzulassen, daß Nazis in Deutschland wieder Fuß fassen können. Die Landtagsabgeordnete Ulla Hausmann (SPD) sagte die Unterstützung ihrer Partei für die Forderung "Kein Nazi-Zentrum in Hohenberg" zu. Für menschenverachtende ausländerfeindliche Propaganda dürfe weder in Hohenberg noch anderswo Platz sein.
Während sich der lange Zug der DemonstrantInnen in Richtung Hohenberg auf den Weg machte, wo die Abschlußkundgebung stattfinden sollte, marschierten in Schwäbisch Hall erneut 200 Nazis von BdVG und NPD unter dem hetzerischen Motto: "Schluß mit der Ausplünderung des deutschen Volkes - wir sind nicht das Sozialamt der Welt" auf. Die Stadtverwaltung hatte nichts dabei gefunden, den Aufzug direkt am Wohnhaus des Mitorganisators zahlreicher Protestaktionen gegen die andauernden Nazizusammenrottungen in Schwäbisch Hall vorbei zu führen. Gegen die beiden VVN-BdA Aktivisten Siggi Hubele und Jochen Dürr hetzt die BdVG unter Angabe der genauen Adresse inzwischen auch auf ihrer Web-Site.
Nazi Thierry hatte zunächst auf juristischem Wege versucht, die Antifa-Demonstration vor dem Goldenen Kreuz" zu verhindern. Er war damit gescheitert. Das Gericht hatte jedoch die Auflage erlassen, daß der Demozug ohne zu verweilen am geplanten NaziZentrum vorbei zum zugewiesen Abschlußkundgebungsplatz zu ziehen hat. Thierry und seine Anhänger zeigten sich massiv vermummt auf dem Balkon des Goldenen Kreuzes und fotografierten mit starken Teleobjektiven in die Demonstrantenmenge.
Auf der Abschlusskundgebung forderte VVN-BdA Landessprecherin Anne Rieger Verbot und Auflösung aller faschistischen Parteien, Organisationen und Zusammenschlüsse. "Überall und über alle Zeiten hinweg geht von Faschisten Hass, Gewalt, Mord und Terror aus. Weit über 100 Menschen sind in den letzten 15 Jahren in der Bundesrepublik von Faschisten umgebracht worden. Politiker und Politikerinnen tun zu wenig zur Vorbeugung, Gerichte erlauben Aufmärsche und damit die Propaganda der Neonazis" machte Anne Rieger deutlich. Sie bezeichnete es als "Schande für uns und unser Land", daß das Bundesverfassungsgericht im vergangenen Jahr sogar einen Neonaziaufmarsch vor dem Neubau einer Synagoge in Bochum erlaubt hatte. Dem Faschismus entgegenzutreten bedeute auch, Sozialabbau zu verhindern, den Sozialstaat zu erhalten. Die Rednerin forderte dazu auf, sich auch daran zu erinnern, daß die wichtigsten deutschen Wirtschaftsführer von Großbanken und Konzernen Hitler und seine Faschisten an die Macht gebracht haben. Sie seien auch die Profiteure des Naziterrors gewesen.Sie zitierte Franz von Papen, der auf die Frage, warum er sich von Hitler habe benutzen lassen, geantwortet habe: "Sie irren sich. Wir haben ihn uns engagiert."
Anne Rieger rief am Schluß ihrer mit Beifall bedachten Rede dazu auf, antifaschistische Verantwortung zu übernehmen. "Seit Jahrzehnten warnt meine Organisation, die Vereingung der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschisten: Wehret den Anfängen. Heute müssen wir dem Durchkommen wehren!"

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