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antifNACHRICHTEN Titelseite
Nummer 3 / Oktober 2007



Ein Abschied, der schwer fällt

Elke Günther

Anne Rieger, Landessprecherin

Am 28. Juli ist Elke Günther gestorben, 59 Jahre alt. Sie begann 1991 als Sekretärin - einfach bezahlt - die Arbeit in und für unsere VVN-Bund der Antifaschisten Baden-Württemberg. Schnell wurde klar, dass sie weit mehr war, als eine Schreibkraft mit Organisationsaufgaben. Sie war eine kluge politische Kraft, wir wussten es - oft würdigten wir es zu wenig.

Was andere während ihrer Freizeit machten, für Elke war es Lebenselexier. Die Arbeit in unserer Organisation war für sie keine alltägliche Büroarbeit. Es war ihr Herzensangelegenheit. Obwohl nur halbtags bezahlt, war sie in der Regel ganztags, oft bis spät in die Nacht im Büro.
Elke hat viele herausragende organisatorische und politische Leistungen, viel Kreativität für die VVN-BdA erbracht, sowohl für die Landesorganisation als auch für den Kreis Stuttgart. Unserer Zeitung "Antifa-Nachrichten" hat sie ein neues Gesicht gegeben, entwickelte für jede Nummer das inhaltliche Konzept. Sie gestaltete die Beiträge mit Bildern und Zwischentiteln so, dass sie zu leben begannen. Ihre politischen Reportagen von antifaschistischen und friedenspolitischen Aktionen, ihre Analysen und Einschätzungen lasen wir gern und mit politischem Gewinn. In der Mai-Nummer des vergangenen Jahres analysierte sie in ihrem letzten Artikel die Ergebnisse der Landtagswahlen: "Nazis mussten draußen bleiben", titelte sie ihn. Ihre antifaschistischen Flugblätter waren gefragt, gefüllt mit Analysen und Fakten über die NPD, Filbinger und andere Nazis. Brauchte man oder frau etwas für einen Artikel, eine Rede, ein Referat, Hintergrund Material oder eine Recherche, Elke hatte es oder wusste wo es zu finden war. Sie wusste wo, was, wann in der Tageszeitung stand. Unser antifaschistisches Zeitungsarchiv lebte durch sie. Elke war nie belehrend, so habe ich von ihr wesentliches über antifaschistische Geschichte gelernt. Immer ein offenes Ohr fand ich bei ihr, wenn es um Artikel zu sozialen Fragen und Antifaschismus ging.
Keine landesweite oder stuttgarter antifaschistische oder Friedensaktion war denkbar, ohne Elke und den Infostand der VVN und des Friedensnetzes. Es gab keine antifaschistische und friedenspolitische Demo oder Aktion, zu deren Vorbereitung und Organisation, sie nicht entscheidend beigetragen hätte. Auch die großen Ereignisse unserer Landesorganisation, die 50 Jahr-Feier und die großen Geburtstage unseres Ehren-Präsidenten Alfred Hausser lebten ganz wesentlich auch von ihren Ideen und ihrer Arbeit. Manche Stunde saßen wir zusammen, entwickelten und planten gemeinsam den politischen Ablauf und die emotionalen Höhepunkte unserer Feste. Sie bereitete unsere Landeskonferenzen mit vor und war dort intensiv organisatorisch und politisch tätig.
Aber immer blieb Elke im Hintergrund, war absolut bescheiden, uneitel, wollte niemanden gefallen, sondern politisch wirken und überzeugen. Sie war unversöhnlich mit den Faschisten, mit Kriegshetzern und Kriegsgewinnler - und mit den Ausbeutern in unserer Gesellschaft. Konsequent vertrat sie ihre politischen Überzeugungen, mit klarem scharfem Blick für das Wesentliche, ließ sich von keinem Schein blenden, durchschaute die Verhältnisse und nannte sie schonungslos beim Namen. Ihre sichere Menschenkenntnis beeindruckte, ihre dabei manchmal scharfe Zunge, gefiel nicht allen.
Jahrelang war sie Motor in der Kreisorganisation Stuttgart. Ihre Ideen, ihre Initiative, ihre Arbeit, prägte die Kreisorganisation und den Kreisvorstand über viele Jahre. Unsere Neofaschismus-Ausstellung in Stuttgart mit Begleitprogramm, die 60-Jahr-Gedenkfeier für die Widerstandsgruppe Schlotterbeck im Jahr 2004 waren maßgebend durch sie gestaltet. Elke war Mitglied im Kreisvorstand Stuttgart, im Landesvorstand und wurde als Delegierte für Landes- und Bundeskonferenzen gewählt.
Dann brach die Krankheit offen aus. 15 Monate war Elke ans Bett gefesselt. Mutig, kraftvoll, ohne Jammern hat sie diese Zeit ertragen - fast bis zum Ende an politischen Ereignissen und dem Geschehen in der Welt interessiert, diskutierte sie mit uns darüber. Ihren letzten großen Wunsch, in ihrem Haus in Griechenland - noch einige Monate gemeinsam mit ihrem Dieter zu verleben hat er ihr und sich erfüllt.
Elkes Tod ist für uns alle ein großer Verlust. Ihr trockener Witz, ihr Lächeln, ihre Zuwendung wird uns fehlen. Elke war nie mutlos - sie war eine starke Frau. Sie hat daran geglaubt, dass eine friedliche Welt, eine antifaschistische Gesellschaft, eine Gesellschaft ohne Ausbeuter, ohne Faschisten, ohne Rüstungshaie und Kriegstreiber möglich ist, Dafür hat sie gekämpft. Wir nehmen ihr Vermächtnis auf.


Danke!

Die VVN-BdA hat mir als Arbeitgeberin, die Möglichkeit gegeben, mit Elke nach Griechenland zu fahren, ihren letzten Kampf, so gut es ging, gemeinsam mit ihr zu bestreiten. Als FreundInnen, KameradInnen und GenossInnen habt Ihr uns in Taten und Worten geholfen. Viele haben schließlich mit mir gemeinsam Abschied genommen. Elke hat es gut getan, nicht allein zu stehen, und auch mir gibt das Kraft in einer schweren Zeit.

Dieter Lachenmayer



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