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antifNACHRICHTEN Titelseite
Nummer 1 / Januar 2010



15. Antifaschistisches Jugendtreffen der VVN-BdA:

Klimaschutz und prima Klima

Esther Broß
Paul Bauer
Markus Tervoren


Unsere jährliche Veranstaltung fand unter dem Motto: "Noch Fragen? Entnazifizierung Jetzt! Unser Beitrag zum Klimaschutz!" am 9.Januar im Statthaus Böcklerpark in Berlin statt. Die Wahl des Ortes erwies sich zum wiederholten Maße als genau richtig, konnten doch Workshops, Seminare aber auch Austausch und Kulturprogramm an einem geeigneten Ort realisiert werden, dessen Mitarbeiter auch unserem Anliegen positiv gesinnt sind. Anlass des 15. Jugendtreffens begrüßte der Leiter des Statthauses, Horst Panick die TeilnehmerInnen.
Die angedachte Zielgruppe waren AntifaschistInnen jeden Alters, anpolitisierte Jugendliche aus Berlin und ganz Deutschland, unter besonderer Berücksichtigung der angereisten TeilnehmerInnen der Liebknecht/Luxemburg-Demonstration am Sonntag. Die Zielgruppe wurde zufriedenstellend erreicht, wenn auch die BesucherInnenzahl mit etwas über 200 etwas hinter unseren Erwartungen zurückblieb. Die Witterungsverhältnisse an diesem Wochenende haben sicherlich teilweise dazu beigetragen. Es dominierte das Alter von 17 bis etwa 30, und dann wieder ab 50 plus. Es kam zu einem intensiven Erfahrungsaustausch zwischen Jung und alt, Menschen aus Großstädten und der Provinz und mit ganz unterschiedlichen Zugängen zum Antifaschismus und der Arbeit gegen Neonazis.
Das sehr kompakte Konzept beinhaltete verschiedene parallel laufende Workshops mit einer gemeinsamen Auftaktveranstaltung und einem aktuellen Inputreferat und einer Podiumsdiskussion zum Abschluss. In der Abschlussdiskussion wurden die zu erarbeitenden Ergebnisse in einen gemeinsamen, direkt erlebbaren Bezugsrahmen gesetzt. So konnten die TeilnehmerInnen trotz des doch knappen Zeitrahmens von etwa 6 Stunden inhaltlicher Arbeit, viel Neues mit nach Hause nehmen. Es entstanden zahlreiche qualifizierte Kontakte und Anknüpfungspunkte für die weitere antifaschistische Arbeit der TeilnehmerInnen. Es war zu beobachten, dass sich teilnehmende Gruppen gezielt auf die verschiedenen Angebote verteilten. Für alle Angebote war kein großes Vorwissen nötig, sie waren aber von "Profis" sorgfältig vorbereitet. Auch hier stand der aktivierende Charakter im Vordergrund, die Lust auf "mehr" wurde geweckt sowie den TeilnehmerInnen Materialien und Kontakte dafür zu Verfügung gestellt.
Das aktuelle Inputreferat (Eröffnung) zum Neonaziaufmarsch am 13. 02. 2010 in Dresden wurde von einem Vertreter der bundesweiten Vorbereitungsgruppe "No pasaran" gehalten, der anschließende Blockade-Workshop von einer Berliner Gruppe. Der Workshop "Nazis in der Schule, im Dorf, im Betrieb. Kreativ und erfolgreich gegen Nazis- Aktiv werden im Vorfeld.", den der Kollege Jan Duscheck von der VerdiJugend durchführte, wurde vor allem von jüngeren Menschen besucht. Es war ein Crash-Kurs zum Organisieren von Kampagnen gegen Rechts in der Schule, im Betrieb und im Stadtteil. Hier kamen junge Gewerkschaftsmitglieder mit jungen Antifas zusammen. Zum Thema: "Innere Aufrüstung in der EU und Aktivismus im Netz: Chancen und Risiken" referierte Ricardo Cristof Remmert-Fontes vom AK Vorratsdatenspeicherung. Dort konnten sich die Teilnehmenden ein Bild der staatlich organisierten Überwachung machen und lernten welche Möglichkeiten das Netz nicht nur für sie bietet. Der Workshop zu rechtsradikalen Entwicklungen in Osteuropa (Referent: Carsten Hübner) bereitete die TeilnehmerInnen auf die abendliche Podiumsdiskussion vor. (Alle Workshops wurden von ca. 30-50 TeilnehmerInnen besucht.) Dort beeindruckte neben Gästen aus Tschechien, Frankreich, Israel und Österreich besonders Vilmos Hanti aus Ungarn der kurz zuvor auf der Konferenz der Internationale Föderation der Widerstandskämpfer (FIR) ebenfalls in Berlin erneut zum Vizepräsidenten gewählt worden war. Er erzählte von den Morddrohungen durch Neonazis gegen ihn und die massive Präsenz antisemitischer, rassistischer und homophober Positionen in der Bevölkerung Ungarns. Er hatte noch weitere TeilnehmerInnen der Konferenz als BesucherInnen mitgebracht.
Der unserem Treffen zugrunde liegende Gedanke, Menschen ganz unterschiedlichen Herkommens und Alters miteinander ins Gespräch zu bringen ist gut aufgegangen und das ganz pragmatische Anliegen diese miteinander zu vernetzen, hat bestens geklappt. TeilnehmerInnen aber auch ReferentInnen, die wir befragt haben, äußerten sich überwiegend zufrieden. Die Teilnahme an den Workshops wurde als eine Bereicherung beschrieben und es wurde öfters bedauert, dass es nur möglich ist, jeweils einen Workshop zu belegen Das Treffen wird allerdings in Berlin nur zögerlich angenommen. Gerade an dem LL-Wochenende ist es schwierig sich im vielfältigen Angebot von Veranstaltungen zu behaupten. Das Antifaschistische Jugendtreffen wird sich bemühen, sein Profil weiter zu schärfen und ein Alleinstellungsmerkmal zu erarbeiten. Auch die Zielgruppenansprache muss überdacht und modifiziert werden, hier ist das Potential gerade in einer Großstadt wie Berlin nicht genügend ausgeschöpft worden. Daran werden wir arbeiten und hoffen, dass ihr uns auch in Zukunft unterstützend begleitet. Wir bedanken uns bei allen UnterstützerInnen aus Baden-Württemberg, die durch ihren solidarischen Beitrag zum Gelingen des Treffen beigetragen haben.

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