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Nummer 4 / Oktober 2000



Charta der "Heimatvertriebenen":

Überschrift

von Elke Günter

Am 3. September 2000 feierte der "Bund der Vertriebenen" (BdV) den 50. Jahrestag der Verkündung seiner "Charta der deutschen Heimatvertriebenen". Mit dieser Charta hätten die Vertriebenen schon 1950 feierlich auf jede "Rache und Vergeltung" verzichtet und damit ein frühes Zeichen der Versöhnung gegenüber den Nachbarstaaten gesetzt, behauptet die Legende. Die Charta sei daher ein Dokument des Ausgleiches und der Menschlichkeit", lautet die herrschende und veröffentlichte Meinung.

Dabei entlarvt sich das gefeierte Dokument bei gründlicherer Lektüre leicht als das was es ist: Die "offizielle Inititialzündung der Verdrängung das klassische Dokument einer Unbußfertigkeit, die als eigentliche Opfer der Geschichte Deutschland und die Deutschen präsentiert". (Ralph Giordano). Doch dieser Erkenntnis haben sich bisher noch alle Repräsentanten der Republik verweigert. Da wollte auch Sozialdemokrat Schröder keine Ausnahme machen.

Zum 50. Geburtstags der Charta ließ sich Bundeskanzler Gerhard Schröder nicht nehmen, der Revanchistenvereinigung seine Aufwartung zu machen. Die Charta sei Ergebnis "des Nachdenkens über Flucht, Vertreibung und Umsiedlung" gewesen. Schröder würdigte die "große, friedensstiftende Bedeutung dieses Signals". Die Vertriebenen seien "Opfer, und zwar in allererster Linie Opfer des verbrecherischen Kriegs der Nationalsozialisten des Hitler'schen Agressionskrieges" geworden. Vertreibung sei stets Unrecht, gegen das diese Bundesregierung entschieden auftreten. So sei es im "militärischen Teil unseres Engagments für die Menschen im Kosovo" um "nicht weniger als um die Frage, wie ernst wir es meinen mit Vertreibung und Ausgrenzung" gegangen. Auch wenn Schröder in seiner Rede im Vergleich zu anderen Lobrednern auf staatsmännisch gebotene Distanz hielt - was am deutlichsten in seiner (vorläufigen?) Ablehnung des vom BdV gewünschten "Zentrums gegen Vertreibung" zum Ausdruck kam - und ihm auch Mißfallensbekundungen einbrachte - so hat er doch allein durch seinen Auftritt die Revanchistenorganisation aufgewertet.

Baden-Württembergs Ministerpräsident Erwin Teufel ernannte in seiner äußerst peinlichen Rede die Vertriebenen gleich zu "Brückenbauern zwischen verschiedenen Kulturen und ethnischen Gemeinschaften. Sie waren für Zusammenarbeit und nicht für Abgrenzung, für Europa und gegen neuen Nationalismus". Ein Denkmal wolle er setzen, denen, "die unschuldig waren an den Verbrechen des nationalsozialistischen Deutschlands. Diese Vertreibung und alle ihre schlimme Gewalt waren nicht nur Unrecht, sondern ein Verbrechen. Ein Verbrechen, das nicht mit anderen Verbrechen begründet und aufgerechnet werden kann. Nur die Wahrheit macht frei." Da versteht es sich von selbst, daß sich Teufel für das "Zentrum gegen Vertreibung" eingesetzt und für das Land Baden-Württemberg auch gleich eine Finanzierungszusage gemacht hat.

Eine der jüngsten "Versöhnungstaten" der "Brückenbauer zwischen den Kulturen" bestand darin, gegen die dürftige Entschädigungsregelung für Zwangsarbeiter zu hetzen. Die Landsmannschaft Ostpreußen setzte die ungeheuerliche Lüge in die Welt, daß die "sogenannten Zwangsarbeiter" ordentlich sozialversichert, mit Urlaubsanspruch versehen und genauso entlohnt worden wären wie "ihre deutschen Kollegen". Deshalb müsse die deutsche Regierung ein Zeichen setzen, sonst "würden sich die Erpressungen bis in alle Ewigkeit" fortsetzen. Die Sudetendeutsche Landsmannschaft, forderte gar, daß "sudetendeutsche Opfer tschechischer Gewalt" mit Mitteln aus dem "Deutsch-Tschechischen Zukuftsfonds" entschädigt werden sollen. Für ihre "sehr verdienstvolle Arbeit" (Bundesinnenminister Schily 1999) werden die Revanchistenverbände Jahr für Jahr mit Millionenbeträgen aus Steuergeldern subventioniert. Im vergangenen Jahr erhielten sie 3,58 Millionen DM an Zuwendungen.

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