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antifNACHRICHTEN an200110
Nummer 4 / Oktober 2001



Stimmen gegen den Krieg

"Alle Menschen haben das Recht auf Anerkennung und Würde. ... Der beste Schutz gegen Terror, Gewalt und Krieg ist eine gerechte internationale Weltordnung. Die Frucht der Gerechtigkeit wird der Friede sein."
Johannes Rau, Bundespräsident

In erster Linie ist Politik gefragt. Das Primat der Politik ist die Bedingung für die Zukunft. Ein Primat der Ökonomie oder der Religion wird Freiheit, Demokratie und Menschenrechte letztlich zerstören. Und zwar nicht abstrakt, sondern ganz konkret. ... Auf die Ermordung Tausender unschuldiger Menschen darf aber nicht mit Krieg geantwortet werden, der - das ist seine Konsquenz - die Tötung anderer unschuldiger Menschen bedeutet."
Berhold Huber, Bezirksleiter IG Metall Bad-Würt.

"Sehr geehrter Präsident Bush, unser Sohn ist eines der Opfer der Tattacke auf das World Trade Center...Ihre Reaktion auf die Attacke hilft uns nicht dabei, den Tod unseres Sohnes zu verarbeiten. Sie macht es nur schlimmer. Sie gibt uns das Gefühl, daß die Regierung den Tod unseres Sohnes als Rechtfertigung dafür benutzt, Leid über die Söhne und eltern anderer Länder zu bringen. ...Es ist nicht die Zeit, sich wie Tyrannen aufzuführen. Wir fordern Sie dringend auf, darüber nachzudenken, wie unsere Regierung friedliche, vernünftige Antworten auf den Terrorismus entwicklen kann. Antworten, die uns nicht auf das unmenschliche Niveau von Terroristen herabsinken läßt.
Phyllis und Orlando Rodriguez

"... wir kommen aus der Spirale der Angst, der Gewalt und der Gegengewalt nicht heraus, solange wir unter Frieden immer noch den Sieg über mögliche Feinde, unter Sicherheit immer noch die maximale Kapazität zum Töten verstehen. ...Die wirkliche Wandlung bestünde darin, den Krieg als solchen, egal von wem, egal für wen, zu ächten und der Gewalt in jeder Form, gleich für welches Ziel entgegenzutreten. ... Wir könnten die Ursachen von Krieg, Terror, Hass und Verzweiflung bekämpfen. Doch dann müssen wir aufhören an "Vergeltung", "Strafe" und "Rache" zu glauben. ... Dann müssen wir aufhören, die Symptome einer menschheitlichen Krankheit "chirurgisch" entfernen zu wollen, deren Keime wir selber verbreiten. Krieg ist kein Heilmittel. Er ist die Krankheit selbst. ...
Eugen Drewermann, Theologe

"Die Verantwortlichen für den terroristischen Angriff auf die USA gehören ohne Wenn und Aber vor einem internationalen Gericht zur Rechenschaft gezogen. Dieses Ziel darf allerdings nur mit nichtmilitärischen Mitteln verfolgt werden. Ein Krieg gegen die Taleban mit Hilfe Pakistans könnte einen Flächenbrand auslösen, der den ohnehin brüchigen pakistanischen Staat weiter destabilisieren, die dort existiereden Fundamentalisten stärken und viele andere Staaten, insbesondere Saudi-Arabien erfassen könnte..."
Mohssen Massarrat, Friedens- und Konfliktforscher

"Es gibt ein internationales Recht, und das wird auch von anderen Ländern befolgt. Wir sind schon Zeugen von schlimmeren terroristischen Grausamkeiten gewesen. Nicaragua beispielsweise mußte Mitte der achtziger Jahre schwere Angriffe durch die USA erleiden. Das Land ist draufhin vor den Internationalen Gerichtshof in Den Haag gezogen. Der Gerichtshof hat die USA wegen unrechtmäßiger Gewaltanwendung verurteilt - ein anderes Wort für Terrorismus - und sie aufgefordert, Reparationen zu zahlen. Die USA haben dieses Urteil schlichtweg in den Wind gechlagen, daraufhin hat sich Nicaragua an den Sicherheitsrat gewandt. Der Sicherheitsrat hat eine Resolution erlassen, die allen Staat auferlegt, sich an internationales Recht zu halten. Die UNO-Vollversammlung hat dies mit überwältigender Mehrheit unterstützt - mit Ausnahme der USA und Israels. Die USA könnten den gleichen Kurs einschlagen - Beweise finden und sie dem Internationalen Gerichtshof vorlegen. Daß der Gegner diesmal kein Stat ist macht im Prinzip keinen Unterschied. Es gibt in diesem Fall, in dem es sehr schwierig ist, Indizien zu finden für das, was passiert ist, umso mehr Gründe, nicht einfach blindlings loszuschlagen. Nehmen wir an, jemand bringt Ihren Bruder um, und sie wissen nicht, wer es getan hat. Wenn sie dann einfach jeden umbringen, der auf der anderen Strassenseite wohnt, wäre das die richtige Reaktion?"
Noam Chomsky, Linguistikprofessor, USA

"Unsere Angst ist, wenn man einen Schlag gegen Afghanistan führt und dadurch das Land in Schutt und Asche legt, daß mit absoluter Sicherheit für einen solchen Krieg eines Tages wieder Rache geübt wird. Wir in Südafrika haben es der Welt gezeigt, daß man durch Verhandlungen die Gewaltspirale brechen kann, die Spirale der Rache und der Vergeltungsmaßnahmen."
Desmond Tutu, Friedensnobelpreisträger

"Krieg schafft nur noch mehr Probleme, neue Grenzen, neue Völkerwanderungen. Die Terror-Anschläge sind durch nichts zu rechtfertigen. Aber mit Krieg darauf zu anworten, halte ich für eine Ironie der Geschichte, denn nichts kommt aus heiterem Himmel. Es bedarf sehr viel Ärgers und zwar begründeten Ärgers über die amerikanische Außenpolitik. Und, es ist auch eine Ironie der Geschichte, daß die USA Bin Laden früher unterstützt hat, als es darum ging die Russen aus Afghanistan zu vertreiben
Nadine Gordimer, Literaturnobelpreisträgerin

"Ich appelliere an die Menschheit, ihren Verstand zu nutzen, ihre Vernunft, die Zivilisation, von der wir sprechen. Und das darf nicht eine Zivilisation sein die auf Rache basiert, sondern es muß eine Zivilisation sein die auf Dialog und Respekt basiert."
Rigoberta Menchu, Friedensnobelpreisträgerin

"Es gibt für einen Krieg gegen Afghanistan keinen Grund. Oder, besser gesagt, der Grund, den man als Beweis anführt, ist ein Grund, der nur indirekt mit diesem Land zu tun hat: Die Existenz eines Terroristen. Osama Bin Ladens. Daß man den internationalen Terrorismus bekämpfen muß, ist klar. Man muß ihn mit dem Gesetz und nicht mit einem anderen Terrorismus bekämpfen, dem Staatsterrorismus, den man jetzt offenbar duldet."
José Saramago, Literaturnobelpreisträger

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