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Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes
Bund der Antifaschisten

VVN-BdA Baden-Württemberg
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Nummer 4 / Oktober 1997


Ausstellung und Festveranstaltung in Stuttgart

"Antifaschismus - Tradition und Zukunftsentwurf"


Mit der Eröffnung der Ausstellung "50 Jahre VVN - 50 Jahre aktuell" im Lichthof des Gewerkschaftshauses und einer Festveranstaltung unter dem Motto "Antifaschismus Tradition und Zukunftsentwurf" beging die VVN-Bund der Antifaschisten in Stuttgart am 20. Juni ihr 50-jähriges Jubiläum. Der Landesverband der VVN Württemberg-Baden war am 17. Mai 1947 im Gasthaus "Rebstöckle" im Stuttgarter Stadtteil Heslach gegründet worden.

Der Ehrenvorsitzende der VVN-BdA, Alfred Hausser begrüßte im Großen Saal des Stuttgarter DGB-Hauses die zahlreichen Gäste, darunter auch Gründungsmitglieder der Vereinigung. Für die VVN habe Antifaschismus niemals bedeutet, den Blick nur nach rückwärts zu richten. Unter der Losung "Wehret den Anfängen" habe die VVN immer vor den Gefahren einer Rechtsentwicklung gewarnt. Gerade weil die VVN-BdA dem Vermächtnis der Opfer des Widerstands treu geblieben sei, werde sie heute vom Verfassungsschutz beobachtet und ihre Mitglieder als "Staatsfeinde" diffamiert, sagte Alfred Hausser.

Auch die Hauptrednerin der Festveranstaltung, die Landesvorsitzende der IG Medien Baden-Württemberg bewertete die Beobachtung der VVN-BdA durch den Verfassungsschutz als "ungeheure Provokation und Ausdruck für den Verfall demokratischer Politikstrukturen." Menschen, die im Bewußtsein der eigenen drohenden Vernichtung den Weg des Widerstandes gewählt hätten seien für sie und viele ihrer Generation Vorbild und Hoffnung. Die Gewerkschafterin, selbst seit zehn Jahren Mitglied der VVN-BdA, warnte vor dem europaweiten Wiederaufleben des Rechtsextremismus und Neofaschismus. Der Aufstieg rechtsextremer Bewegungen sei auch als Reaktion auf soziale Ausgrenzung zu bewerten. Die radikale Marktlogik des "Neoliberalismus" führe in letzter Konsequenz in den Polizeistaat. Solche gefährlichen Entwicklungslinien aufzuzeigen und darüber aufzuklären, bezeichnete sie als wichtige Aufgabe der VVN-BdA. Antifaschistinnen und Antifaschisten hätten in einer Zeit der Entsolidarisierung, Ausgrenzung, Demütigung und Angst auch die zeitlose Aufgabe, als moralische Instanz zu wirken. "Dieses Land braucht das Engagement der VVN heute mehr denn je", sagte die Landesvorsitzende der IG Medien.

Einen Höhepunkt der Festveranstaltung bildete die Ehrung der anwesenden 21 Mitglieder der Gründungsgeneration: Widerstandskämpferinnen und Widerstandskämpfer, Verfolgte des Naziregimes, die der VVN seit den Gründungsjahren angehören und ihr die Treue gehalten haben.

Anne Rieger, Landessprecherin der VVN-BdA stellt gemeinsam mit einem jungen Mitglied die Gründungsmitglieder vor und überreichte als kleines Dankeschön eine Nelke und das Buch "Zukunftsentwurf Antifaschismus" - 50 Jahre Geschichte der VVN. Die Festveranstaltung wurde vom Theodorakis-Chor mit Stücken aus der Mauthausen-Kantate des berühmten griechischen Komponisten Mikis Theodorakis umrahmt.

Unmittelbar vor der Saalveranstaltung hatte der bekannte Stuttgarter Antifaschist Hans Gasparitsch, als Jugendlicher im Widerstand gegen Hitler, im Lichthof des DGB-Hauses die gut aufbereitete und mit zahlreichen Dokumenten und Bildern versehene Ausstellung über die 50-jährige Geschichte der VVN Baden-Württemberg eröffnet. Die Ausstellung stand 14 Tage für Besucher offen. Neben der Darstellung der 50-jährigen Geschichte der VVN war auch die von VVN-BdA und GEW Hamburg gestaltete Ausstellung "Neonazis in der Bundesrepublik" zu besichtigen. Als gelungene Ergänzung konnten Videofilme über Widerstandskämpfer/innen angeschaut werden.


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