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Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes
Bund der Antifaschisten

VVN-BdA Baden-Württemberg
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antifNACHRICHTEN an9810
Nummer 4 / Oktober 1998


Das Abschneiden der äußersten Rechten:

Keine Entwarnung von Neonazis

von Janka Kluge

"Kohl ist endlich weg!" - Ein Aufatmen geht durch das Land. Die Mehrzahl der wahlberechtigten Menschen hat sich für eine rot-grüne Koalition entschieden. Bedeutet das für uns AntifaschistInnen, daß wir uns getrost zurücklehnen und erst einmal durchatmen können? Durchatmen ja, zum Zurücklehnen bleibt allerdings keine Zeit.

Bundesweit haben die faschistischen Parteien mit insgesamt 4,6% der Stimmen (4% Reps, 0,6% DVU) ihr bestes Ergebnis in Baden-Württemberg erzielt. Die Republikaner haben in Baden-Württemberg in allen Wahlkreisen kandidiert. Es lohnt sich, deren Ergebnisse einmal genauer anzuschauen. Zwar sind weder die Reps, noch eine andere ultrarechte Partei in den Bundestag eingezogen und ein Desaster, wie bei der Landtagswahl in Sachsen-Anhalt hat sich nicht wiederholt, doch die die Reps konnten in Baden-Württemberg weitgehend ihre Wähler mobilisieren. Insgesamt konnten die Reps ihr Bundestagswahlergebnis gegenüber 1994 verbessern.

Rechte Hochburgen
In sieben von elf Wahlkreisen im Regierungsbezirk Stuttgart erreichten sie über 5%. So konnten die Reps im Engener Stadtteil Biesendorf ihren Stimmanteil von 6,42 auf 12,5% fast verdoppeln. Ähnlich erschreckend war der Stimmenzuwachs im Hitzinger Stadtteil Weiterdingen. Hier wählten 6,1% die Reps. 1994 waren es in diesem Stadtteil noch 0,3%. Weitere Ortschaften im Bodenssekreis mit Gewinnzuwachs für die Reps waren Tengen (2,9% auf 3,2%) und Volkertshausen (von 1,9% auf 3,0%). In anderen Regionen sah es nicht besser aus: Böblingen (4,0%), Esslingen (4,4%), Calw (4,5%) und Ludwigsburg (4,4%). In Nürtingen erreichten sie einen Stimmenzuwachs von fast 2,0% auf 5,2%. Ergebnisse über 5% erreichten sie außerdem in Göppingen (5,2%), Neckar-Zabern (5,5%), Heilbronn (6,4%), Schwäbisch Hall-Hohenlohe (6,3%), Backnang-Schwäbisch Gmünd (6,1%), Aalen-Heidenheim (5,3%) und Zollernalb-Sigmaringen (5,4%). Höhepunkt dieser Entwicklung war Biberach. Hier stimmten 7% für die Reps. Auch in Stuttgart konnten die Reps ihr Wahlergebnis gegenüber 1994 verbessern. Sie erreichten 3,6%. 1994 waren es 3,4%.

Arbeiter und Arbeitslose
Insgesamt ist festzustellen, daß die Reps in Wohngebieten mit vielen Industriearbeitern durchschnittlich 5,2% erreichten. In Wohngebieten mit überwiegend im Dienstleistungsbereich Beschäftigten kamen sie auf 2,6%. Interessant ist, daß die Reps in Gegenden mit hoher Arbeitslosigkeit auf 2,6% kamen. In solchen mit geringer Arbeitslosigkeit dagegen auf 5,1%.

Die DVU
Die DVU hat ebenfalls in Baden-Württemberg kandidiert. Sie bekam fast im ganzen Land zwischen 0,4 und 0,5%%. Leider gibt es auch hier traurige Ausnahmen: Mannheim I 1,1% Mannheim II 0,8%.

1999 sind Kommunalwahlen
Die Wahl hat gezeigt, daß es den Republikanern in den letzten Jahren gelungen ist, ihren Wählerstamm zu halten und leicht auszubauen. Nächstes Jahr finden in Baden-Württemberg Kommunalwahlen statt. Bei gleichbleibendem WählerInnenverhalten würde das bedeuten, daß die Reps in vielen Gemeinden und Kreisen in die Regionalparlamente kommen. Wir sollten daher, bei aller Freude über das Ende der Ära Kohl, nicht vergessen, daß der Feind nach wie vor rechts steht. Und er ist immer noch da.

REPs und DVU in den Bundesländern (%)

REP DVU
Baden-Württemberg 4,0% 6,2%
Bayern 2,6% 0,6%
Bremen 0,6% 1,6%
Hamburg 0,6% 2,1%
Hessen 2,3% 1,0%
Niedersachsen 0,9% 0,6%
Nordrhein-Westfalen 1,0% 0,9%
Rheinland-Pfalz 2,1% 0,7%
Saarland 1,2% 0,9%
Schleswig-Holstein 0,4% 1,3%
Berlin 2,4% 2,4%
Brandenburg 1,7% 2,7%
Mecklenburg-Vorpommern 0,6% 2,7%
Sachsen 1,9% 2,6%
Sachsen-Anhalt 0,6% 3,2%
Thüringen 1,6% 2,9%
Die Rechten bundesweit

Stimmen Anteil
REP 905000 1,8%
DVU 600000 1,2%
NPD 126000 0,3%
BfB 121000 0,2%

Janka Kluge



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