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Nummer 3 / Juli 1999


Kriegspropaganda:

Krieg der Worte und Bilder

von Reinhard Hildebrandt

"Ganz so wie im Golfkrieg haben sich Teile der westlichen Medien in Claqueure des Krieges gegen Jugoslawien verwandelt", kritisierte kürzlich die führende Bangkoker Tageszeitung The Nation. Wir erinnern uns: Im Vorfeld des Golfkrieges engagierte Kuwait die Public Relations Agentur Hill & Knowlton, die nachweislich und sehr wirksam Greuelgeschichten zu Lasten des irakischen Gegners erfand, was die Weltöffentlichkeit mobilisierte. Eines dieser Produkte war die Story des fünfzehnjährigen Mädchens "Nayirah", weinend schilderte sie, wie irakische Soldaten Babys aus ihren Brutkästen gerissen und getötet hätten. 312 Säuglinge hätten auf diese Weise den Tod gefunden. Die Story war frei erfundene Kriegspropaganda, die angebliche Zeugin die Tochter des kuwaitischen Botschafters in den USA. Und 1992 unterzeichnete die amerikanische Public Relations–Firma Ruder Finn einen Vertrag mit den "Republiken von Kroatien, Bosnien–Herzegowina und Kosovo" zur Durchführung einer politischen Propagandakampagne, die zum Ziel hatte, die Serben mit den Nazis gleichzusetzen und entsprechend emotional geladene Begriffe wie "ethnische Säuberung" oder "Konzentrationslager" in die öffentliche Meinung einzupflanzen. Wie man heute sieht, sehr erfolgreich. Die Karriere des Begriffs "ethnische Säuberung" beginnt in den jugoslawischen Nachfolgestaaten Kroatien und Bosnien-Herzegowina, schrieb "DIE ZEIT" am 29.4. 99. Der Grünen-Politiker Daniel Cohn-Bendit brüllte am 6. Juni in Frankfurt/Main bei einer Europawahlveranstaltung: "Milosevic ist ein faschistischer Nazi". Besonders legte sich der Kriegsminister Scharping ins Zeug bei seinen vielen Pressekonferenzen. Je dramatischer er das Schicksal der kosovarischen Flüchtlinge beschwor, desto häufiger schrie er "Auschwitz !", "KZ !".

Das erste Opfer im Krieg ist die Wahrheit. Einzelheiten über die Problematik von Journalismus in Kriegszeiten sind in dem sehr empfehlenswerten Buch von Mira Beham: "Kriegstrommeln. Medien, Krieg und Politik", München 1996, nachzulesen.



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