VVN-Logo VVN-BdA Baden-Württemberg, Böblinger Strasse 195, D-70199 Stuttgart / Tel. 0711/603237 Fax 600718 01.09.2004

Anne Rieger, Landessprecherin der VVN-Bund der Antifaschisten:

Rede zum Antikriegstag 1.9.2004 (Stuttgart)

Liebe Antifaschisten, liebe Antifaschisten,

"Ich muss an jedem 1. September vor allem an die denken, die den Krieg verhindern wollten.

Zumeist waren es einfache Frauen und Männer, vorwiegend aus der Arbeiterbewegung, die nicht erst gegen diesen Krieg kämpften, als er schon verloren war.
Sie wollten den Krieg verhindern,
als das nicht gelang, kämpften sie für seine Beendigung..

Alles haben sie dafür riskiert:
Existenz, Freiheit, Gesundheit und Leben.
Sie gaben ihr Leben um Leben zu retten".

Die Worte stammen von Peter Gingold, 85 Jahre und Bundessprecher meiner Organisation der VVN-BdA. Er kämpfte in der Französischen Resistance gegen die Nazis. Er gehört zu den Überlebenden des Terrorregimes.

Auch ich will mit euch, heute derjenigen gedenken, die schon vor 1939, ja schon vor 1933 gegen den Krieg der Nazis kämpften. Gegen den Krieg der deutschen Schwerindustrie und der Großbanken um Rohstoffe, Einflußsphären und Märkte

Denn das darf nicht in Vergessenheit geraten, sie, die Großbanken und Konzerne haben Hitler und seine Faschisten an die Macht gebracht.

Und sie, haben Jahr für Jahr an diesem Terror-Krieg immense Summen verdient, in dem Millionen Menschen umgebracht wurden,
verwundet,
ihre Wohnung und ihre Habe verloren,
evakuiert,
eingesperrt,
deportiert wurden.

Unter denen aber, die an den Billionen Dollar der Kriegsausgaben und Kriegsschäden verdienten, waren die Aktionäre und Gesellschafter der Deutsche Bank, von
Daimler Benz, der
Mannesmann AG,
AEG,
IG Farben, der
Hoesch AG
um nur einige der Kriegsgewinnler zu nennen.

Gibt es da nicht zu Denken, dass im Gesamtreformkonzept des BDI, des Bundesverbandes der deutschen Industrie, erst im Februar diesen Jahres ein ganzes Kapitel sich mit dem Thema "Sicherheit durch Wehrfähigkeit " befasst?

Darin fordert der BDI, die Enkel-Organisation des Reichsverbandes der deutschen Industrie, Zitat

"... eine Transformation der Bundeswehr von einer klassischen Verteidigungsarmee hin zu hochmobilen Krisen-Interventionskräften ..."

die Wirtschaftsführer dieser Republik halten das für Zitat "zwingend erforderlich".

In ihrem 100-Seiten-Papier, das sie "Für ein attraktive Deutschland -Freiheit wagen - Fesseln sprengen" nennen fordern sie weiterhin eine "Budgetverstärkung der Verteidigungsetats"

Um "die staatlichen Investitionen" für "Verteidigung" "deutlich zu steigern" fordern sie von der Regierung die "Sozialausgaben" ... "drastisch zu reduzieren"

Deutlicher als der BDI hier hat bisher niemand
die Aufrüstung auf Kosten des Sozialstaats gefordert.

Wenn wir heute hier der Toten des terroristischen Angriffskrieges der deutschen Wehrmacht und der deutschen Großindustrie gedenken
Wenn wir der mutigen, ja todesmutigen WiderstandskämpferInnen gegen ihn gedenken, dann ist es unserer Aufgaben, öffentlich und lautstark auf diejenigen mit dem Finger zu zeigen, die heute wieder am Bau von Kriegsgerät verdienen, die die Herstellung von Kriegswerkzeugen fordern und befürworten.

Stellvertretend will ich Rainer Hertrich, nennen, Chef des EADS-Konzerns Deutschland, an dem Daimler Chrysler beteiligt ist.
Er will den Umsatz im Rüstungsgeschäft in 2005 von 6 Mrd. Euro auf 10 Mrd. Euro ausbauen, die Gewinnmarge soll zweistellig wachsen.
Und er erklärte vor der Presse, das Militärgeschäft müsse "vom Spiel- zum Standbein werden"

Ich fordere Euch auf, geht zurück in die Betriebe, in Eure Wohnviertel in eure Initiativen und Parteien

Und nenntdiejenigen öffentlich, die heute schon wieder am Krieg und Kriegsgerät verdienen.

Unserer Aufgabe ist es, jeden einzelnen Kriegseinsatz zu verhindern.
Und der beginnt nicht erst beim parlamentarischen oder Regierungsbeschluss.

Jeder einzelne Kriegseinsatz beginnt bereits mit dem Bau und dem Profit an Kriegsgerät.

Bekämpfen wir die Rüstungsprofiteure in unserem Land.
Nie wieder Krieg
Nie wieder Faschsimus!


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